Vor guten 9 Monaten startete Jolla, das sich durch sein offenes und touchbasiertes Betriebssystem auszeichnet, die Crowdfunding-Kampagne für sein Tablet. Das Finanzierungsziel wurde in gerade mal 2 Stunden erreicht und nach der Start-Phase bis Anfang Dezember und einem InDemand-Abschnitt zum MWC in Barcelona lag die Summe bei über 2.5 Millionen Euro, was knapp 10.000 Geräte + Zubehör entsprach.
Schon vorher, aber auch gerade im Vorstellungsvideo warb Jolla nicht nur mit seiner offenen Plattform, sondern gerade auch mit seiner offenen Unternehmenskultur. Die „Community“ sollte in die Entwicklung mit einbezogen werden, sie sollte eine der treibenden Kräfte hinter dem Weg des Tablets sein. Für mich als jemand, der sich schnell für Gadgets begeistern kann und sich auch für offene Plattformen interessiert, war das eine wirklich gute Idee.
iOS? Zu teuer, so viel wollte ich nicht ausgeben, um dann auch noch eingezwängt in iTunes und Co zu leben. (Gerade erst wieder erlebt -.-)
Android? Außer den Nexus-Modellen kommt da nichts in Frage, einfach weil die restliche Update-Verteilung eine Katastrophe ist.
Daher nutzte ich jetzt schon 3 Jahre lang hauptsächlich Microsoft-Produkte. Ein Lumia hatte ich daher sowieso. Mein PC war mit Windows 8, jetzt dazu noch mit Windows 10, aber auch mit Ubuntu und OpenSuse bestückt. Als Spielekonsole hatte ich eine Xbox. Ich bin also richtig drin im Microsoft-Kosmos und so schlimm wie es manche empfinden, ist es gar nicht. 😉 Aber nicht nur wegen der NSA versuche ich mich so langsam von amerikanischen Unternehmen zu verabschieden, daher hatte mich das Tablet bzw. Jolla selbst wegen seiner Einstellung überzeugt. Daneben sah das Tablet wie auch das System echt gut aus. (Das Bild zeigt, dass die Leutchen bei Jolla was von Design verstehen) Ich hatte aber trotzdem Hemmungen, einmal wegen der langen Wartezeit von einem halben Jahr, andererseits, weil einer solch kleinen Firma auch gut mal das Geld ausgehen könnte. Nichtsdestotrotz habe ich am Ende dann doch mein Geld zusammengekratzt und mir ein Tablet mit einer recht praktischen Klapp-Hülle von Lastucase gesichert. Danach konnte ich mich nur noch zurücklehnen und warten.
Doch auch nach 6 Monaten war noch kein Tablet in Sicht, da das erste Display nicht gut genug erschien, woraufhin zu einem anderen Display gewechselt wurde, was aber gelbe Flecken verursachte, weshalb zu einem weiteren Display gewechselt wurde, welches wiederum Komplikationen im Zusammenhang mit der restlichen Hardware hervorrief. Bei diesem Status blieb es dann auch, bis vor drei Tagen dann ein Update im Jolla-Blog veröffentlicht wurde, in dem uns Jolla wissen lies, dass das Problem nun gelöst sei und jetzt so langsam mit der Produktion und Lieferung begonnen werden kann. Zuerst sollen es ausgesuchte Entwickler unter dem Programm-Namen „Developer Device Ioan Program“ bekommen (welches schon Ende Mai angekündigt wurde), die einerseits ihre Apps anpassen, andererseits aber auch Rückmeldungen zu eventuellen Problemen mit Hard- und Software geben sollen. Wann aber dieses Developer Program starten soll ist unklar. Während im Blog noch von Anfang August die Rede ist, schreibt Carol Chen, welche nicht nur Verfasserin dieses Artikels, sondern gleichzeitig auch „Community Chief at Jolla“ ist als Antwort auf eine Frage in den Kommentaren, dass das Programm erst Ende August/Anfang September starten soll. Somit haben wir ein ziemliches Informationschaos und das ist mein größter aber eigentlich auch einziger Kritikpunkt bei der ganzen Sache, weil die Informationslage schon die ganze Zeit recht mau ist. Heute wurde zwar ein neuer Artikel veröffentlicht (weshalb Ich diesen Artikel gerade nochmal umschreibe), in dem genauer auf das Problem mit dem Display eingegangen wird und gleichzeitig auch ein Zeitplan veröffentlicht wurde:
- July 28th the SMT (Surface-mount technology) will be done for the PCB, which means mounting the electrical components to the PCB
- July 29th testing of the PCB will be executed to verify everything is in order
- July 30th devices will be assembled
- July 31st the assembled devices are packaged
Auch wenn sich das jetzt hoffentlich ändert, kam gerade die Offenheit des Unternehmens, das die Kunden mit einbeziehen wollte kaum zum Vorschein, stattdessen wurden wir zum Teil zwei Monate ohne Neuigkeiten im Regen stehen gelassen. Ich, auch gerade als Schüler, habe viel Geld für ein Tablet ausgegeben, dass ich in ferner Zukunft irgendwann mal bekommen sollte, bin also in Vorkasse getreten. Aber trotzdem erfahre ich wochenlang nichts und das geht nicht! Somit vergrätzt man sich im schlimmsten Fall nicht nur Kunden, sondern verliert auch ein bisschen sein Gesicht und das kann sich so ein kleines Unternehmen, das sowieso schon nur einen geringen Kundenstamm anspricht, nicht leisten! Ich hoffe, dass ändert sich ab jetzt, da es einerseits im Blog angekündigt wurde und es jetzt auch mehr zu verkünden gibt. Also kann man nur noch hoffen, dass es sich nicht noch weiter verzögert, wobei ich mich schon über einen Lieferungstermin vor Weihnachten freuen würde. 😛
Bilder: Jolla-Logo, Jolla-Tablet
28. Juli 2015 um 08:31 Uhr
Eine gute Zusammenfassung denke ich 🙂 Allerdings darf man nicht übersehen, dass sich Jolla auch viel (vlt. zu viel?) vorgenommen hat. Hardware entwickeln und dann noch das OS plus essentielle Apps, das ist schon viel Arbeit. Da ist natürlich klar, dass es immer nur in kleinen Schritten vorran gehen kann.
Du hast natürlich Recht, die Kommunikation ist dabei ganz schön unter die Räder gekommen. Das erwarte ich von einer Firma die über 100 Leute beschäftigt einfach besser. Insb. wenn diese auf die Erfahrungen und dem Vertrauen aus der N900 / Maemo-Zeit und all der Openhardware und Crouwdfunding-Kampagnen zurückgreifen können. Da dann dauernd Änderungen an dem Funding und dem Produkt zu machen ist schon nervig und für mich ein erster Hinweis, dass es wohl mit diesem Sommer nichts wird.
Naja sei es drum, was zählt ist ja, was man nachher in den Händen hält. Ich hoffe das SailfishOS bis dahin ausreichend gediehen ist, dass man keine all zu großen Bugs im Alltag abbekommt. Wichtig wäre mir auch, dass sich das OS noch mehr in Richtung Open Source entwickelt, denn anders lässt sich IMHO privacy und community nicht realisieren….
28. Juli 2015 um 21:17 Uhr
Danke 🙂
Ich denke auch, dass wir nachher ein Tablet erhalten, dass die Warterei genügend belohnt. Was ich aber bezweifle ist, dass das komplette System unter Open Source-Lizenz gestellt wird. Wie sollte man in so einem Fall das System kostenpflichtig lizensieren können? Und eine andere Möglichkeit um (genügend) Geld zu verdienen fällt mir auch nicht ein.